Als das entscheidende Ergebnis dieser problemorientierten Bearbeitung muß die Erkenntnis gelten, daß die Ältere Bronzezeit in Nordost-Niedersachsen keine absolute Zeitebene darstellt, sondern einen zeitlich und räumlich strukturierten Auswahltypus von zur Verfügung stehenden Verhaltensmustern darstellt, der in einem komplexen Wirkungsgefüge zwischen endneolithischen und jungbronzezeitlichen Kulturstrukturen steht. Dies kommt in der Konstruktion von zwei Grabsittenkreisen zum Ausdruck, welche innerhalb des abgegrenzten Arbeitsbereiches die Ältere Bronzezeit zentral repräsentieren. In ihren differenzierten Verhaltensweisen, von denen im älteren Grabsittenkreis besonders eine geschlechtsspezifisch zeitverschobene Anpassung an sich teilverändernde Regeln in einem konservativeren Verhaltensmuster bei den Männern und ein progressiveres bei den Frauen auffällt, spiegeln sich gleichermaßen großräumige Kultureinflüsse.
Für den älteren Grabsittenkreis der südlichen Lüneburger Heide kann eine von Süden gerichtete Beziehung nachgewiesen werden, während für den jüngeren Grabsittenkreis der nördlichen Lüneburger Heide das gleiche in nördlicher Richtung zu gelten scheint. Für das kulturelle Verhältnis zwischen diesen beiden Sittenkreisen muß von einem relativ kurzfristig erfolgenden Kulturbruch ausgegangen werden, der in Abhängigkeit von der Quellenlage nur im nördlichen Teil des Arbeitsgebietes von beiden Seiten her zu analysieren ist und der zusätzlich durch einen synchronisierbaren Hortfund-Horizont relativchronologisch erfaßbar scheint, während für den südlichen Raum allein eine vergleichbare Struktur in oberer zeitlicher Grenze ermittelt werden kann.
Als wichtigste Aufgabe für die zukünftige Forschung muß damit das Problem der vergleichenden Kulturanalyse zwischen der sog. Süddeutschen Hügelgräberbronzezeit und dem Grabsittenkreis der südlichen Lüneburger Heide einerseits sowie der sog. Nordischen Bronzezeit und dem Grabsittenkreis der nördlichen Lüneburger Heide andererseits genannt werden, mit der ein Beitrag zur Verknüpfung beider großen chronologischen Systeme der Bronzezeit geleistet werden könnte.
Im engeren Arbeitsgebiet fehlt es vor allem an repräsentativ zu wertenden Untersuchungen zur Belegungsstruktur von Grabhügelfeldern, weiterhin wäre es eventuell aussichtsreich, die naturräumlichen Lagebedingungen der Hügelgruppen dieser Sittenkreise analytisch zu erfassen, um so einer Klärung des Siedlungsproblems und damit verknüpfbarer Fragen nach der Ernährungsweise oder der Wirtschaftsweise als weiteren kulturell zu wertenden Indizien näher zu kommen.
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